Natur und Entfremdung
Viele Negativtrends in unserer heutigen Gesellschaft sind nur der äußerlich sichtbare Ausdruck von Störungen im individuellen wie auch kollektiven Innenleben der Menschen. Diese auch als Normopathie bezeichnete zwanghafte Anpassung vieler Menschen an kranke gesellschaftliche Verhältnisse erfolgt hauptsächlich aus Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung und ist lediglich eine Folge unserer Natur- und Selbstentfremdung.
Aktuelle Trends und Herausforderungen
Viele uneheliche Kinder bei niedriger Geburtenrate
Die europaweiten Transformationsprozesse der Familie und der Familienwerte mit ihren Krisen- und Modernisierungsaspekten führten zu einer Erhöhung des Anteils der nicht ehelichen Lebensgemeinschaften, sowie zu einem hohen Anteil unehelicher Kinder bei niedriger Gesamtgeburtenrate. Unter modernen Bedingungen der gesellschaftlichen Entwicklung, der Transformation vieler sozialer Institutionen, nimmt die Rolle der Institution der Familie als Grundlage für den Eintritt eines jungen Menschen in die Gesellschaft ab. Ideelle Werte wie Barmherzigkeit und Demut haben in der heutigen Gesellschaft wenig Bedeutung, als materielle Werte.
Erziehung zu reinen Konsumenten
Die moderne Welt durchläuft eine Phase des Wandels. Der Westen ist derzeit dabei, einige der bisher vorherrschenden Vorstellungen von Sozialpolitik als Politik des Gemeinwohls in staatlicher Verantwortung zu revidieren. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist ärmeren Menschen oft nicht mehr möglich. Eine Folge des weitverbreiteten atheistischen und materialistisch geprägten Weltbild ist die Erziehung zu reinen Konsumenten, die im besten Fall ihre Meinung für sich behalten. Wenn sie denn überhaupt noch in der Lage sind, sich aufgrund der überhand nehmenden Informationsflut eine eigene fundierte Meinung zu bilden.
Die Gesellschaft erwartet, sich Normen anzupassen
In der modernen Welt sind wir Zeugen und manchmal auch Opfer von etwas, das als Normopathie bezeichnet wird. Es ist ein Zustand, der durch ein zwanghaftes Bedürfnis gekennzeichnet ist, nicht so zu handeln, wie er es möchte, sondern so, wie es die Gesellschaft von ihm erwartet. Dem Psychologen Christopher Bollas ist es gelungen, diesen Zustand „hervorzubringen“. Er beschrieb mit diesem Wort einen Menschen, dessen emotionaler Zustand ihn dazu bringt, alle Normen strikt zu befolgen und nicht von dem abzuweichen, was “man” von ihm erwartet. In der Neuzeit wird dieser Persönlichkeitstyp stark idealisiert.
Zu geringe Konformität führt zum Ausschluss
Normopathie kann auch als eine mentale Abweichung angesehen werden, die die Vorstellungskraft tötet und jede Neigung zu Fantasie und Kreativität unterdrückt, sowohl bei einer einzelnen Person als auch bei einer ganzen Nation. Im Grunde ist es eine Persönlichkeitsstörung. Übermäßiges Konformitätsbedürfnis führt oft dazu, dass Menschen, die sich die Fähigkeit erhalten, eigenständig zu denken und sich unangepasst zu äußern, von digitalen Plattformen ausgeschlossen werden (Deplatforming).
Soziale Fehlanpassung führt zu Konflikten
Soziale Fehlanpassung ist ein teilweiser oder vollständiger Verlust der Fähigkeit eines Menschen, sich an die Bedingungen des sozialen Umfelds anzupassen. Es bedeutet die Unmöglichkeit einer Person aufgrund bestimmter Umstände, ihre soziale Funktion zu erfüllen, mit der mikrosozialen Umgebung, in der sie sich befindet, zu interagieren, also mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Soziale Fehlanpassungen führt zu erhöhter Reizbarkeit und zur Unfähigkeit, einen anderen Menschen zu verstehen und seine Sichtweise zu akzeptieren.
Zunehmende Schwierigkeiten in der Selbstbestimmung
Die Familie als universellste, umfassendste soziale Institution spiegelt nahezu alle sozialen Probleme wider, zu denen die Erziehung zu Pflicht-erfüllenden Konsumenten in der Gesellschaft führt: soziale Fehlanpassung, Schwierigkeiten kinderreicher Familien und Behinderte, Gewalt gegen Kinder und Frauen, junge Mutterschaft und vieles mehr. Verschärft wird die Situation durch soziale Probleme junger Menschen, verbunden mit einem radikalen Wandel der soziokulturellen und politischen Rahmenbedingungen für die Entfaltung des Einzelnen, der zunehmende Schwierigkeiten in der Selbstbestimmung junger Menschen, auch in beruflicher Hinsicht, mit sich bringt.
Probleme in der Familienerziehung
Die Qualität der Familienerziehung hängt nicht nur vom Erziehungswunsch oder -unwillen der Eltern ab, sondern auch maßgeblich vom Einfluss verschiedener gesellschaftlicher Probleme auf die Familienerziehung. Die Probleme junger Menschen hängen mit ihrer Stellung in der Sozialstruktur und an der überproportionalen Orientierung an Gleichaltrigen zusammen. Probleme des sozialen Schutzes älterer Menschen werden unter modernen Bedingungen besonders relevant, weil sich die alten Formen und Methoden der sozialen Unterstützung in einer unreifen Gesellschaft als ungeeignet herausstellten. Um eine Umkehr zu erreichen, bedarf es – über Altersgrenzen hinweg – effektivsten Bedingungen für die Bildung sozialer und alltäglicher Ideen und Fähigkeiten, die zur Vorbereitung auf ein weitgehend unabhängiges Leben innerhalb einer Gemeinschaft dienen.
Konflikte des Individuums
Die Geburt eines Kindes mit Entwicklungsstörungen verändert den gesamten Verlauf des Familienlebens. Eine solche Familie kann sich vollständig von Bekannten, Freunden und sogar Verwandten entfernen. Sozialpsychologische Probleme sind innere Konflikte des Individuums. In der Psychologie spricht man von Angst, Anspannung, Unbehagen, die eine Person empfindet, aber nicht erklären kann. Grundlegende Anpassungen der Bildungsmethoden, unter den Bedingungen moderner sozialer Prozesse, Logik und kritisches Denken, sind daher dringend nötig. Die Bedeutung von „Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts“ liegt darin, dass sie es ermöglichen, sich besser in verschiedenen Disziplinen zurechtzufinden und die Ströme neuer Informationen zu verstehen.
Schädliche gesellschaftliche Zustände
Generationenkonflikte, die durch die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung gefördert werden, sind schädliche gesellschaftliche Zustände, die in den Mittelpunkt der Besorgnis und zum Gegenstand von Reformbemühungen rücken müssen. Besonders deutlich wird dies bei der Analyse der sozialen Alterung. Leider finden die Probleme der wachsenden Bevölkerung älterer Menschen im Konzept des Sozialkapitals wenig Berücksichtigung. Sie müssen auf individueller, nationaler, internationaler und politischer Ebene mit Überzeugung angegangen werden. Für die vorherige Generation war der Umgang mit IT eine Nischenkompetenz. Heute und in Zukunft ist es eine Schlüsselkompetenz für die meisten Lebensbereiche.
Gesunder gemeinschaftlicher Lebensstil
Ein gesunder Lebensstil ist ein weiterer grundlegender Faktor für die körperliche und moralische Entwicklung, hin zu einem natürlichen und fortschrittlichen Leben: Tagesablauf, frische Luft, physische Aktivität, gesunde Ernährung sowie ein ausgeglichener mentaler und emotionaler Zustand. Für eine harmonische Entwicklung gehört es neben der Beherrschung der Lese-, Zähl- und Kommunikationsfähigkeiten zu einer ausgewogenen Bildungspolitik, körperliche Intelligenz zu entwickeln. Spiele fördern den Gemeinschaftssinn und helfen, Geschicklichkeit, Ausdauer und Koordination zu entwickeln. Dahingehend gilt es, eine Umgebung zu schaffen.
Grundprinzip des respektvollen Umgangs
Um selbstbewusst zu werden, den Respekt anderer zu gewinnen und mutig durchs Leben zu gehen, müssen Menschen in der Lage sein, ihre Interessen zu formulieren und sie zu vertreten. Die einfachen Worte „Danke“, „Hallo“, „Bitte“ sind Grundprinzip guter Umgangsformen und eines freundlichen Umgangs. Diese Form von Höflichkeit ist hilfreich im Umgang mit Menschen, damit man seine Ideen umsetzen kann. Digitale Medien-Kompetenzen und die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten, unter respektvoller Berücksichtigung der besonderen Anforderungen von älteren und/oder Menschen mit Einschränkungen, gehören untrennbar mit der Bildungspolitik für eine zukunftsfähige Gesellschaftsentwicklung verwoben.
Teufelskreis der Normopathie durchbrechen
Wenn wir in ein Goldenes Zeitalter gelangen wollen, so müssen wir endlich den Teufelskreis dieser Normopathie durchbrechen, denn die wahren Wachstumsengpässe liegen heute v.a. im geistig-psychischen Bereich. Hierzu zählen nicht verarbeitete Bindungstraumata aus der Kindheit und eine daraus resultierende Unreife, Gefühlspanzerung und Empathielosigkeit als spätere Erwachsene. Der Schlüssel ins Goldene Zeitalter besteht aus insgesamt 4 einfachen Schritten, wobei unsere Kinder und unser Umgang mit ihnen hier die entscheidende Rolle spielen.
Harmonisches Dasein in der Gesellschaft
Die Fähigkeit, für sich selbst einzustehen, ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder eine sehr wertvolle Fähigkeit. Dinge in Ordnung bringen zu können und die Fähigkeit, sich selbst und anderen bei Bedarf Erste Hilfe zu leisten, entlastet das gemeinschaftliche Zusammensein und fördert den Zusammenhalt. Dazu gehört die Bereitschaft, sich selbst weiterzuentwickeln. Sich Ziele zu setzen und danach zu streben, sie zu erreichen. Andere wichtige Fähigkeiten sind die Fähigkeit, nachdenklich zu lesen (die Essenz des Gelesenen zu bestimmen und Schlussfolgerungen zu ziehen), die Fähigkeit, richtig zu schreiben und seine Gedanken schriftlich auszudrücken, so, dass andere Menschen sie verstehen, sowie die Fähigkeit, im Kopf zu rechnen. (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division, Zinsen)
Eine positive Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist möglich, allerdings müssen wir hierzu erst einmal in unserem eigenen Innenleben aufräumen. Was es damit konkret auf sich hat, erzählt Raik Garve auf NEUE HORIZONTE TV im Interview mit Götz Wittneben.
Credits: Raik Garve / Neue Horizonte TV